Sonstiges zur Diskussion

Samstag, 12. März 2011

Kein schöner Tag

... obwohl bei mir die Sonne in die Hütte scheint.

Die libyschen Rebellen verlieren zusehends an Boden. Es sieht ziemlich hoffnungslos für sie aus. Die Vorstellung, dass der Diktator und Mörder Gaddafi durch Gewalt und Repressionen über die Oppositionsbewegung siegt, ist ... unerträglich!

In Japan zeichnet sich eine Atomkatastrophe ab. Noch wird die Lage von japanischer Seite geschönt. Natürlich hoffe ich, dass es nicht zur Kernschmelze kommt. Oder schon gekommen ist. Niemand kann darüber im Moment klare Aussagen treffen. Jedenfalls wird mir bei dem Gedanken eines größtmöglichen atomaren Unfalls ganz schwummrig ...

Wie gesagt: hier ist alles in Ordnung. Kein Gaddafi, kein Erdbeben, kein Supergau (, und dass Guttenberg zurücktrat, ist schon wieder ewig her).
In der Stadt baute der erste Rummel im Jahr auf. Die jungen (und alten) Menschen feiern, trinken, fahren Achterbahn oder Autoscooter. Die Sonne brüllt dazu vom Himmel. Es ist dieselbe, die auch über Libyien scheint, über Japan ...

Vielleicht sollte ich den Fernseher einfach abschalten. Doch zu spät! Die Gedanken fraßen sich bereits in meinen Kopf. Ich werde sie nicht mehr so einfach los.

Wie geht es euch damit?

Dienstag, 1. März 2011

Er ist weg


Guttenberg ist weg, d.h. er trat zurück von seinem Amt als Verteidigungsminister. Rein menschlich habe ich Mitleid. Ansonsten war es ein überfälliger, konsequenter Schritt. Aber (wie bereits in einem anderen Beitrag gesagt), er wird nicht zu tief fallen. Nach dem Selbstvertrauen, dass er öffentlich zur Schau trägt, wird er es auch psychisch/seelisch überstehen. Er ritt auf der Medienwelle hoch, und musste nun erkennen, dass es auch tiefe Wellentäler gibt. Jeder Star, jeder Prominente erlebt dies im Verlaufe seiner Karriere.
Also, Thema Guttenberg ist erstmal abgehakt. Heute freilich noch nicht, wo der Rücktritt frisch ist. Aber langsam wird das Gequatsche darum abebben ...

Viele kommen jedoch davon. Vielen kommt man nicht auf die Schliche. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele das sind. Sie hocken überall. Nicht nur in der Politik. Sie hocken in der Wirtschaft, in den Gewerkschaften, in Kirchenämtern, in Schulen und Universitäten; sie hocken in Familien, in Vereinen, in Altenheimen ... Und sie kommen davon. Ihre Kartenhäuser stehen noch. Ihre Intrigen laufen noch. Ihre Lügen wurden nicht entlarvt.

Guttenberg ist weg. Das Ganze ist wie Völkerball. Wir dürfen darauf gespannt sein, wer als nächster getroffen wird.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Vormittäglicher Gedankenfluss

Oder: Was ist eigentlich noch echt?


Endefebruarschneerieseln während der Bundestag über die Wehrdienstreform debattiert.
Gestern noch wurde der Verteidigungsminister wegen seiner geschummelten Doktorarbeit von der Opposition aufs Korn genommen. Der gute zu Guttenberg tat mir fast leid, wenn er nicht selbst noch in seiner Entschuldigung irgendwie selbstgefällig bis arrogant gewirkt hätte. Außerdem glaubt ja kaum jemand mit Verstand, dass es sich nur um Fehler durch Schlamperei und Überbelastung handelte, wie er zu seiner Entschuldigung ins Feld führte. Der gute kupferte gehörig ab! Man kann sich fragen, was an seiner Doktorarbeit überhaupt noch sein geistiges Eigentum ist, beziehungweise: ob er sie überhaupt selbst schrieb. Er betonte, dass er 6-7 Jahre an ihr saß - ganze Abende und Nächte lang, wo ihn seine Familie entbehren musste. Mir kommen die Tränen. Nein, seine Entschuldigungen und Erklärungen wirkten nicht echt auf mich. Doch er zehrt von einem großen Sympathiepolster in der Bevölkerung. Das hatte er sich durch gekonnte Medienauftritte in den letzten ca. zwei Jahren erarbeitet. Und vielleicht auch durch seinen guten Draht zur Bildzeitung. Mir war der gute zu Guttenberg nie ganz geheuer. Zwischendurch fiel es aber auch mir schwer, mich der Sympathiewelle für ihn, welche übers Land schwappte, zu entziehen.

„Was ist überhaupt noch echt in diesem Land?“ frage ich mich oft. In den Nahrungsmitteln ist selten drin, was drauf steht. Was in den Zeitungen zu lesen ist, muss man kritisch beäugen (- was in Prospekten von Altenheimen angepriesen wird, sowieso). Das Dopen bei Sportlern ist beinahe Normalität. Prominente lassen sich ihre Bücher und Doktorarbeiten von anderen schreiben. Brüste, Hintern und Gesichter sind geliftet. Millionäre kaufen sich Adelstitel. Die meiste Arznei, die wir schlucken, ist ihr Geld nicht wert. Die Ärzte sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Kernkraftwerke bekommen das Prädikat "sicher" - der hochstrahlende Atommüll wird spazieren gefahren. Schnitzel sind keine echten Schnitzel mehr, - Tomaten genmanipuliert. Politiker versprechen viel und wissen nach der Wahl nichts mehr davon. Und dann dieser zu Guttenberg ... ein aalglatter Hund!

Inzwischen schneit es stärker. Der Schnee sollte noch echt sein. Obwohl ich vor Kurzem eine Dokumentation im TV über bereits praktizierte Wettermanipulationen sah. Das Ganze ist natürlich hoch geheim. Auf den Abfahrtspisten liegt jedenfalls schon lange der Kunstschnee.
An was soll man eigentlich noch glauben? An Ufos? An Gott? An Astrologie und anderen Mumpitz? Ist doch eigentlich egal in einer Welt, wo fast alles Mache ist.
Der Bundestag ist eine Art Muppet-Show. Schroedingers Katze ist im Zweifel tot. Der Urknall irrte sich, nur gab‘s kein Zurück mehr. Ist das jetzt die Krönung der Schöpfung - nach vierzehn Milliarden Jahren? Kunstkäse auf der Pizza?

Montag, 21. Februar 2011

Bald ist Karneval


So viel kann ich gar nicht saufen, um auf das Level einer Karnevalsgesellschaft zu kommen.
Ich habe ja schon Mühe, mich auf das Level der nüchternen Menschheit zu saufen.

(boma)

Samstag, 5. Februar 2011

Wahn und Wirklichkeit


Ich hatte einen seltsamen Traum: Ich schrieb an einem Roman, in dem die Hauptpersonen sich selbst begegneten, also ihrem Alterego aus einer anderen Zeit bzw. einer anderen Lebenswirklichkeit, aber ohne dass sie sich wahrnehmen konnten. Die Kapitel des Buches durchdrangen sich merkwürdig, je nach Erzählperspektive. Leider war es mir nur im Traum begreiflich. An die Details der Geschichte erinnere ich mich lediglich bruchstückhaft.
Während ich mich im Halbschlaf von einer Seite auf die andere wälzte, sponnen sich heute Morgen meine Gedanken weiter: Ist es möglich, dass die Welt voller Spiegel ist? Und wir sehen überall uns selbst - eben nur in einer anderen Wirklichkeit; oder anders gesagt als jemanden, der wir genausogut sein könnten.
Spontan erinnere ich mich eines Gedichts zu dieser Thematik, welches ich während meinen Schreibanfänge (1979) schrieb. Also runter mit dem staubigen Ordner vom Regal ...
Hier ist es:


Egal


Ich frage mich
oft, warum ich gerade heute lebe
und nicht vor 2000 Jahren oder 100
oder vielleicht erst in der Zukunft.
Es muß folglich egal sein,
und wenn es egal ist, ist Mensch-Sein
zu allen Zeiten das gleiche Mensch-Sein.
Ich frage mich
auch, warum ich nicht Herr Schulze
oder Frau Meier bin, sondern gerade ich.
Also muss es egal sein,
und wenn es egal ist, bin ich
Herr Schulze wie auch Frau Meier.
Ich komme zu dem Schluß, dass es
zwei Ichs gibt. Das eine Ich sagt:
„Ich, Herr Schulze“ oder „Ich, Frau Meier“,
und das andere Ich ist von dem
Individuum losgelöst.




(1979)

Sonntag, 23. Januar 2011

Der Lauf der Zeit


Nun erhielt Klaus endlich sein Iphone 4. Die monatelange Wartezeit hatte er einer Verkäuferin im T-Punkt zu verdanken, die den Auftrag verschlampte. Aber ob er mit dem Smartphone glücklich wird? Denn die nächste Schwierigkeit ist: Klaus hat zuhause keinen Computer, mit dem er das Iphone synchronisieren kann. Für viele Applikationen muß er regelmäßig die Software erneuern. Und ich hatte ihn auch noch ermuntert, sich auf das Abenteuer Iphone und Telekom einzulassen. Vorallem war‘s aber sein Dickkopf, der meinem in keinster Weise nachsteht. Hoffentlich hat er genügend Geduld und Nerven, sich auf die Technik einzulassen.
„Bin ich schon zu alt dafür?“ fragte er mich am Telefon.
Einer der Telekommitarbeiter hatte sowas anklingen lassen, als er mit Klaus‘s Ahnungslosigkeit von der Materie konfrontiert wurde.
„I wo, du musst dir halt Zeit lassen. Es ist ein Spielzeug, dass du langsam für dich entdeckst“, meinte ich.
„Du hilfst mir doch ...“
„Klar - so gut ich kann.“ Dass er keinen Computer hat, ist allerdings ein echtes Manquo, dachte ich bei mir, und fügte hinzu:
„Wenn ich das packte, kriegst du‘s auch hin.“
„Es ist eine Diskriminierung. Leute ohne Computer sind heutezutage in vieler Hinsicht benachteiligt. Das darf doch nicht sein!“ schimpfte er noch.
„Der Lauf der Zeit, Klaus.“
...


Die Technik überrumpelt uns. Und sie beeinflusst uns mehr, als uns bewusst ist - als wir es wahrhaben wollen. Wir sind längst Maschinenwesen, die ohne die technischen Prothesen gar nicht mehr überlebensfähig wären. Die Telekommitarbeiter gingen einfach davon aus, dass Klaus einen Computer hat - wie Telefon/Handy, Fernsehen und Auto heute quasi für jeden Haushalt vorausgesetzt werden. Hat man eines oder gar mehrere dieser Wunderdinge (Gadgets) nicht, wird man mit großen Augen angeschaut. Besonders nette Mitmenschen strafen einen darum mit Verachtung. Denn noch mehr als die Zweckmäßigkeit bedeutet ihnen der Status, welcher durch den Besitz dieser Dinge suggeriert wird.
Ob Klaus und Iphone zusammengehen? Die nächsten Wochen werden es zeigen.

Freitag, 14. Januar 2011

Mehrliebe oder: Was ist Polyamorie?


Ich stieß vor wenigen Wochen bei der Lektüre einer namhaften Wochenzeitschrift (mir nicht mehr erinnerbar) auf den Begriff „Polyamorie“. Nun googelte ich ihn und kam auf die Webseite https://www.polyamorie.de/. Dort liest man u.a. folgende Definition: „Polyamorie ist die Praxis bzw. der Zustand oder die Fähigkeit, mehr als eine liebevolle sexuelle Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, mit vollem Wissen und Einverständnis der beteiligten Partner.“
Dass Fremdgehen nicht nur ein Sonderfall ist, sondern in Liebesbeziehungen und Ehen beinahe zwangsläufig je nach Dauer der Paarbindung ein- oder mehrmals geschieht, dürfte kein Geheimnis mehr sein (auch angesichts der hohen Scheidungsrate). Liebe vergeht, und eine neue Liebe entsteht. Allerdings hält sich das Neu-Verlieben nicht an den monogamen Ordnungssinn - also schön hintereinander. Es ist tatsächlich möglich, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben. Die gesellschaftlichen Normen jedoch hindern uns im Allgemeinen daran, diesen Zustand der „Mehrliebe“ zuzulassen. Was nicht bedeutet, dass wir es nicht machen. Wie so oft, wenn Regeln und Gesetze zu wirklichkeitsfremd oder zur menschlichen Natur gegensätzlich sind, werden sie gebrochen. Man tut es einfach heimlich.
Diese Fadenscheinigkeit war und ist einer der Gründe, warum ich nicht heiraten will. Ich könnte keiner Frau die absolute Treue ein Leben lang versprechen, und auf dieses Versprechen ist schließlich die (konventionelle) Ehe aufgebaut. Trotzdem entscheide ich mich bei meinen Liebesbeziehungen für eine monogame Ausrichtung. Ich hätte ein Problem damit, mir vorzustellen, dass meine Liebste, mit einem anderen Mann intim und zärtlich ist. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich mich leicht neu verliebe, dass es mit meiner Treue nicht weit her ist. Und an diesem Konflikt beiße ich mir seit dreißig Jahren die Zähne aus.
Womöglich bin ich „polyamor“, kann mir aber die Umsetzung im Alltag schwer denken.
In den letzten Jahren hatte ich einige Fernbeziehungen - ideal um „Polyamorie“ zu praktizieren, wie ich finde. Wirklich geschah es, dass ich mich in dieser Zeit neu verliebte. Nur müssten dann alle Beteiligten diesen Zustand akzeptieren ...
Wenn ich mich verliebe, mache ich eigentlich nicht eine „polyamore“ Lebenseinstellung zur Bedingung. Irgendwie kommt mir die „Polyamorie“ wie die Quadratur des Kreises vor. Die Eifersucht, die ganzen Dreiecks- oder Mehrecks-Diskussionen wären mir auf Dauer viel zu nervenaufreibend. Eine Harmonie kann ich mir nur auf einer Art sektiererischen Ebene vorstellen, wo dann irgendein blöder Langhans oder Guru die Fäden zieht. Doch das will (nach Definition) die „Polyamorie“ gerade nicht sein.
Interessant ist die Theorie für mich allemal, obwohl ich entscheidende Schwachpunkte in der Praxis sehe.

Mir fällt ein Lied von Wolf Biermann ein „Das mit den Männern“. Ich suche die alte Scheibe aus dem Regal, und lasse Biermann singen:
„Ich krieg‘s nicht raus, in diesem Leben nicht, dass wie man leben soll - denn ein Weib ist viel für mich, und zwei sind viel zu wenig ...“

Dienstag, 4. Januar 2011

suicid


... mir ist gerade danach: ich wünsche allen selbstmördern, dass sie weiter leben. irgendwie. oder nicht. wenn wenigstens bei den lebenden eine echte botschaft ankäme. auf der anderen seite stelle ich mir vor, dass ein selbstmord völlig sinnlos ist.
ich wollte mich auch mal umbringen. es ist viele jahre her. die große liebe meines lebens ging baden. ich war nicht stark genug, um den prozess aufzuhalten. natürlich auch der alkohol.
heute denke ich ab und zu immer noch an selbstmord. ich sehe einfach keinen sinn mehr im weiterleben. ich werde nur noch älter und einsamer. und wozu immer und immer wieder diese kraft aufbringen, um dabei zu bleiben? bei der stange zu bleiben?
ich kann wahrscheinlich keinem menschen erklären, warum ich da bin, wo ich heute bin. viel zu viele jahre vergingen.
neulich dachte ich über die hemmnisse nach, warum ich es nicht mache. oder warum ich es nicht mal versuche.
ich mag die vorstellung nicht, dass mich fremde menschen tot auffinden.
und ausserdem mag ich den gedanken nicht, meinen eltern diese schande und diesen schmerz anzutun.
es ist irgendwie doof, oder? ich klinge überhaupt nicht erwachsen.
wie ist es eigentlich, erwachsen und selbstsicher zu sein?
ich erfuhr es nie wirklich. ich war immer irritiert. auch in meinem beruflichen werdegang. ich weiß nicht, wer ich bin. woher wisst ihr es?

ich liebte. ich liebte frauen. ich liebte alles, was ein mann lieben kann. es tut mir leid.

Montag, 27. Dezember 2010

Neues Jahr, neues Glück

oder: Ein Aufruf zur Unruhe


Punkt um Punkt wächst die Kette. Auf geht‘s zur nächsten Sonnenumrundung!
Das Universum ist eine geheimnisvolle Uhr, und wir ticken mit - in einem ungeheuren Sog der Vergänglichkeit gefangen. Sonnenaufgang um Sonnenaufgang wandeln wir durch den Irrgarten von Raum und Zeit, ohne zu wissen, woher wir kamen und wohin wir letztlich gehen. Ein Programm sorgt dafür, dass wir sind, was wir sind. Wir stillen unseren Durst ... nach Macht, Erkenntnis, Liebe. Wir sind verrückt vor Verlangen.
Jeder neue Tag bedeutet Gewinn und Verlust. Geburt und Tod sind sich Antagonisten in einem universellen Zerfallsprozeß. Das Feuer brennt, solange der Brennstoff hält.
Der Mensch ist ein Funke, der besonders hoch über die Feuerstelle stiebt und für den Bruchteil einer Sekunde, in universellen Zeiträumen gesprochen, einen Überblick gewinnt. Auf diesen „Blick“ bildet er sich gemeinhin viel ein. Dabei kann er nicht verstehen, war er da sieht. Er darf sich ein paar tausend Jahre wundern, nun in menschlichen Zeiträumen gesprochen. Dummerweise zeitigt diese zufällige Horizonterweiterung der Spezies Mensch verhängnisvolle Nebenwirkungen wie: Mord und Totschlag, Größenwahn und Krieg.
Bis heute schaffte es der Mensch nicht, über seinen Schatten zu springen. Er blieb trotz prädestiniertem Blickwinkel geistig arm. Selbstzerstörerisch und grausam schuf er sich eine Hölle auf Erden - eine eigene Welt in der Welt. Er kanzelte sich von der übrigen Schöpfung ab und erhob sich über sie. Er wurde zum Parasiten auf Erden.

Meine Hoffnung besteht darin, dass sich Menschen finden, die in dem ganzen Wirrwarr von Kriegen und Machtdünkeln Oasen des Friedens und der Menschlichkeit errichten und erhalten. Es gibt sie schon immer. Manchmal finden sie Mitstreiter. Manchmal scheitern sie. Manchmal sterben sie einsam. Immer haben diese Hoffnungsträger meine Hochachtung.

Für das Jahr 2011 wünsche ich mir mehr Unruhe - doch keine kriegerische sondern eine Unruhe des Geistes, welche global verbindet und nicht trennt. Ich wünsche mir gemeinsame Ziele und Ideale, die aus dem Herzen kommen, weil wir alle Brüder und Schwestern sind.
Ich wünsche mir den Funken Verstand und Erkenntnis, den wir brauchen, um Kriege und Unmenschlichkeiten zu beenden und zu vermeiden. Das Wissen dazu haben wir längst.

Montag, 13. Dezember 2010

Von Macht, Gartenzwergen und Literarchie


John Lennon wurde vor dreißig Jahren von einem irren Fan ermordet. Er stritt für den Weltfrieden und war der US Regierung wegen seiner Prominenz und öffentlichen Wirkung ein Dorn im Auge. Julian Assange, der gegenwärtig durch seine Internetseite Wikileaks viel Staub aufwirbelt, landete inzwischen hinter Gitter. Er hat es geschafft, von den USA zum Staatsfeind erklärt zu werden. (Witzige Randnotiz: Lennons Sohn heißt auch "Julian".)

Die größte Macht der Welt fürchtet um ihr Image, wenn zu viele Missetaten und Lügen, bei welchen sie Regie führte, bekannt werden. Es geht heute wie damals um den Erhalt von Macht - auch um den Preis der Wahrheit. Individuen, die ihre Nasen zu tief in den Lügensumpf stecken, hinter die Kulissen schauen oder mit hartnäckigen Fragen unangenehm auffallen, müssen sich warm anziehen. Die Mächtigen fackeln nicht sonderlich lange, wenn sie sich bedroht sehen. Besonders gilt dies für totalitäre Staaten - doch auch in unseren hochgelobten Demokratien wird "gesäubert". Dies passiert durch Bestechungen, Drohungen, Intrigen, falsche Beschuldigungen, Demütigungen ... Die Palette der Möglichkeiten ist lang. Zusammengefasst könnte man es "Mobbing" nennen. Freidenkende Menschen fielen diesem gesellschaftlichen Mobbing schon immer und in allen Lebensbereichen zum Opfer. Dies gilt hinab bis zu Ebenen wie der Familie oder des Vereins- und Forenlebens. Am beliebtesten sind nicht die Menschen, die Wahrheiten aussprechen, sondern jene, die Wahrheiten verbiegen und den Mächtigen in den Arsch kriechen, beziehungweise sich dem herrschenden System unterordnen. Jedenfalls funktioniert diese Masche, solange die Mehrheit schweigt. Die subversiven Elemente (Unruhestifter) werden aussortiert und kaltgestellt.

Ich erlebte diese Vorgehensweise bei der Arbeit, als eine herrschsüchtige Chefin peu à peu alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, deren Nasen ihr nicht gefielen, aus dem Altenheim vertrieb. Und ich erlebte ähnliches vor einigen Jahren in einem Literaturforum. Unbequeme Mitglieder wurden erst mit Repressalien belegt und schließlich ausgeschlossen. Dieses Forum war die "Leselupe", wo ich zum ersten Mal meine Gedichte veröffentlichte, Kritik und Anerkennung entgegen nahm. Die Sperrung einiger Mitglieder, inclusive meiner Person, führte damals zur Gründung von "Literarchie". Der Tenor war: Wir wollen es anders machen!
"Melusine", Weggefährtin aus der Leselupe, mit der ich damals freundschaftlich verbunden war, schmiß sich ins Zeug und rief das neue Forum ins Leben. Es war ein gutes Gefühl, zu den Revoluzzern, zu den Underdogs zu gehören - auch wenn sich alles nur im Internet abspielte und zu keiner Zeit für irgendwen bedrohlich war. Emotional waren wir aber schon von den Vorgängen in der Leselupe betroffen, und es gab jede Menge Aufregung und Diskussionen.

Inzwischen gingen ein paar Jahre ins Land: Literarchie etablierte sich als kleines Literatur- und Schreibforum, und Melusine wandelte sich zu meinem Leidwesen zu einer keifenden, launischen Administratorin, die willkürlich das Forum regiert. Ich zerwarf mich mit ihr und trat aus. Eigentlich wollte ich wegen unseres freundschaftlichen Kontakts lange nicht an eine solch negative charakterliche Wandlung glauben, ... registrierte mich vor wenigen Monaten (Anlaß war ein Schreibwettbewerb) erneut in Literarchie und hoffte auf eine gewisse Normalität im gegenseitigen Umgang. Literarchie verkörperte für mich immer noch das "Anti-Forum", welches wir damals gründeten, um es besser zu machen - nicht einfach autokratisch, unbequemen Mitgliedern den Mund zu verbieten, oder sie aus dem Forum zu mobben ... Dafür stand auch der Name "Literarchie".

Melusine indes belehrte mich eines Besseren: Wenn ich mich kritisch oder mal polemisch äußerte, konterte sie mit Beleidigungen und Beschimpfungen; schließlich legte sie mir nahe, ich solle freiwillig wieder den Hut nehmen, da ich, ihrer Meinung nach, nicht ins Forum passe. Sie verwarnte mich, und ein "Puuups" von mir reichte schließlich aus, eine Sperrung auszusprechen. Dabei sagte ich nicht mehr und nicht weniger als meine Meinung. Ich wollte niemanden beleidigen - Melusine allerdings hatte wenig Scheu, meine Person zotisch zu verunglimpfen.

Diese kleine Foren-Anekdote erzähle ich, weil ich ganz persönlich enttäuscht bin und mir auf diesem Wege etwas Luft mache. Aber ich sehe darin auch eine Parabel, die auf viele Vorgänge in Gesellschaft und (Macht-)Politik passt - ebenso wie George Orwells "Farm der Tiere" ...
Daraus ergibt sich mir vorallem folgender Fragenkomplex:
Wie kann es passieren, dass Revolutionen immer wieder trotz aller guter Vorsätze scheitern? Kann der Mensch nur in der Theorie "gut" sein? Bedeutet Macht per se auch Machtmißbrauch? Gibt es eine anarchistische Alternative? Kann man Macht vernünftig aufteilen? Existieren im Menschen archaische Machtinstinkte, die er trotz Intellekt nicht überwinden kann?

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