Sonstiges zur Diskussion

Samstag, 26. Januar 2013

Lincoln


Alles ist nur ein Ausschnitt des Ausschnittes des Ausschnittetes …
Und so zeigt auch der Kinostreifen „Lincoln“ von Steven Spielberg nur einen Ausschnitt eines Ausschnitts aus dem Leben und politischen Wirken des berühmten amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln während der letzten Monate des amerikanischen Bürgerkriegs. In der Hauptsache ging es in der Handlung um die Durchsetzung des 13. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung, der die Sklaverei im gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten abschaffte. Illuster und spannend wird das Ränkespiel unter den Kongressmitgliedern in Szene gesetzt. Brillant, wie der Hauptdarsteller David Day-Lewis Lincoln als weisen, zielbewussten Staatsmann mit menschlichem Antlitz spielt. Genau so wollte man sich den wahren Lincoln gern vorstellen. Zur Auflockerung, wenn die Stimmung unter seinen Getreuen kritisch und miesepetrig wurde, erzählte Lincoln witzige Anekdoten. Schade, dass ich mir davon keine merken konnte … Sie waren für so manchen Schmunzler und Lacher unter den Kinobesuchern gut.
Ich ergoogelte einen Beitrag, der auf Lincoln als Geschichtenerzähler eingeht und eine der lustigen Anekdoten enthält.
(Hier: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/weisse-maenner-bei-der-arbeit )
Sehr gut gefiel mir auch Tommy Lee Jones als grummeliger Kongressabgeordneter Thaddeus Stevens, einem glühenden Gegner der Sklaverei. Die Rolle war ihm wie auf den Leib geschneidert.
Alles in allem gelang Steven Spielberg ein unterhaltsamer und berührender Film über den Staatsmann und Menschen Lincoln in der schwierigen Zeit des Sezessionskrieges, aus welchem schließlich das Amerika hervorging, wie wir es heute kennen.
Da ich erst vor wenigen Wochen die neunteilige Doku "Civil War" im TV sah und davon sehr ergriffen war, konnte ich mir „Lincoln“ nicht entgehen lassen. Als Sahnehäubchen sozusagen.

Man darf sich übrigens nicht über Lincoln als Republikaner wundern. Die Republikaner waren damals die Demokraten von heute und umgekehrt.





Montag, 14. Januar 2013

Geistige Verrenkungen


Wann ist eine Lüge eine Lüge? Wann ist Rot Rot? Wenn man wirklich alles hinterfragt, muss man auch Lüge und Wahrheit auf den Prüfstand stellen. Leben wir nicht sowieso in einer Lügenwelt? Schließlich sehen wir nur einen Ausschnitt der ganzen Welt. Gibt es eine halbe oder eine viertel Wahrheit? Ist die Lüge da nicht viel ehrlicher, weil sie die wahrgenommene Realität weit besser beschreibt? Und die Wahrheit beschreibt lediglich ein Lügenextrem …
Die Wahrheit als die extremste aller Lügen.
Wann ist Grün Grün? Wann Groß Groß und Klein Klein? Alles ist durch unsere spezifische Wahrnehmung der Umgebung bestimmt. Daraufhin sind wir sozusagen biologisch geeicht.
Wie weit macht es Sinn, die Dinge zu hinterfragen? Ist die Abkürzung zu einem Gottwesen nicht pragmatischer? Schaue in die Menschheitsgeschichte, und du findest die Antwort.
Können Milliarden Seelen lügen?
Schaue in dein eigenes Leben. Du bleibst in deinem Hirn gefangen. Du kannst dich noch so sehr auf die Hinterfüße stellen, niemals kannst du über deinen biologisch vorgesehenen Horizont hinaus blicken. Die Ameise bleibt die Ameise. Das Reh das Reh. Der Vogel der Vogel. Und Mensch bleibt Mensch. Es braucht viele viele Sonnenumrundungen, bis sich eine Kreatur evolutionsbedingt ändert. Oder es braucht gewaltige Ereignisse wie Meteoriteneinschläge, damit sich die Welt neu ordnet. Oder es braucht ein Wunder. Aber Wunder sind Lügen.
Wann ist Blau Blau? Wann ist ein Berg ein Berg, wann ein Tal ein Tal? Es mutet komisch an, aber es ist wahr, dass nichts wirklich bestimmt ist.
Kann das wahr sein?
Die Grenze ergibt sich von selbst. Macht es Sinn, an die Grenze zu stoßen? Um zu verlieren wie Robert Falcon Scott am Südpol? Oder wie ein einsamer Dichter, der sich die Kugel gibt? Oder wie Napoleon bei Waterloo?
Ich bin der am meisten verzweifelte unverzweifelte Mensch der Welt. Über so einen Kack kann ich sogar lachen. In der Vorstellung.
Wann ist Gelb Gelb? Wann ist tot tot? Wann ist hier hier und dort dort? Wann ist eine Lüge eine Lüge? Ich weiß es nicht. Ich schwafle nur. Es macht Spaß. Obwohl es keinen Sinn ergibt. Ich hebe das Glas auf Leben und Tod.
Auf die Absurdität des Daseins!

Donnerstag, 10. Januar 2013

Einbildung versus Einbildung


Schon mal von Cyberchondrie gehört? Es wird mal wieder deutlich, wie sehr wir Menschen von unseren Einbildungen gesteuert und gegängelt werden können. Bis hin zu physischen Symptomen wie Herzrasen, Schlaflosigkeit etc.. Und das alles nur, weil wir uns in Krankheitsängste hineinsteigern. Der Cyberchonder nährt seine Befürchtungen und Ängste mit Informationen aus dem Internet. Ansonsten kein wesentlicher Unterschied zum althergebrachten Hypochonder.
Ich glaube, dass jeder mal zu hypochondrischen Tendenzen neigt. Jedenfalls zu übertriebenen Ängsten z.B. Krankheiten gegenüber, die gerade von den Medien groß herausgebracht werden. Wie damals bei AIDS und Krebs. Oder etwas aktueller Burnout. Ich erinnere mich noch gut an den Satz meiner Mutter: „Wenn ich Brustkrebs habe, bringe ich mich um.“ Es verging damals bestimmt kein Tag, an dem sie sich nicht die Brüste abtastete.
Wie komme ich auf das Thema? Ich sah eine Doku im Fernsehen über Cyberchondrie. Und die gezeigten Probleme der Betroffenen erinnerten mich fatal an die Krankheitsgeschichte eines nahen Familienmitglieds. Aber ohne Einsicht keine Therapie, oder jedenfalls kein Therapieerfolg. So ist das allgemein vor allem bei psychischen Erkrankungen. Ich weiß nicht, ob ich viel Einsicht zeigen würde. Als Nicht-Erkrankter hat man leicht Reden. Mit rationalen Argumenten braucht man da, glaube ich, gar nicht erst zu kommen.

Wenn ein Mensch von einer wie auch immer gearteten Einbildung total überzeugt ist, dann wird er sie unter Umständen sogar mit seinem Leben verteidigen. Schwer nachzuvollziehen? Wie verhält es sich mit den Religionen, den Ideologien und der Vaterlandsliebe? Wo ist die Grenze zwischen einer „normalen“ Anhängerschaft und Fanatismus zu ziehen? An welchem Punkt setzt der Verstand aus?

Der Hypochonder sucht verzweifelt nach Anhaltspunkten, die seine Ängste vor einer Krankheit bestätigen. Oberflächlich betrachtet könnte man fast annehmen, dass er krank sein will. Dummerweise findet kein Arzt je etwas, und so rennt der Hypochonder von einem Doktor hin zum nächsten, bis er endlich womöglich bei einem Quacksalber die ersehnte Bestätigung findet …
Ich würde Hypochondrie mit Sucht nach Krankheit übersetzen.
Nun bin ich kein Psychologe und fabuliere lieber nicht weiter zu diesem Thema herum.
Auch ein Hypochonder wird irgendwann richtig erkranken. Ein einfacher Patient wird er sicherlich nie sein.

Einbildungen können von außen in uns gepflanzt werden. Sie können Ausdruck einer psychischen Erkrankung sein. Einbildungen können durch prägende Erfahrungen erzeugt werden. Oder sie entstehen einfach aus Hilflosigkeit und Ohnmacht. Jeder Mensch sieht sich mit den Verführungskräften mannigfaltiger Einbildungen konfrontiert. Die einen wollen sich größer machen, als sie sind. Die anderen kleiner. Die einen sehen sich als Helden. Die anderen als Anti-Helden. Tausend materialistischen, politischen und religiösen Einflüssen sind wir tagtäglich ausgesetzt. Es ist nur allzu verständlich, dass sich mancher nach einem einfachen Weltbild sehnt. Gut versus Böse. Verstand versus Herz. Aktiv versus Passiv.
Unsere Intelligenz macht es uns dabei keineswegs leichter, wie man annehmen könnte. Als Werkzeug dient sie lediglich unserer vorherrschenden Einbildung. Sie bringt uns keineswegs davon ab.

Die Frage ist, wann Einbildungen dem Menschen schaden. Die Einbildung der Liebe ist eine sehr schöne. Sie kann viel bewegen und Kraft schenken. Sie ist wichtig für soziales Empfinden. Ab welchem Punkt würden wir aber z.B. vom Helfersyndrom reden?
Auch unsere Ängste vor Krankheit und Gefahr sind wichtig. Sogar überlebenswichtig. Aber ab welchem Punkt wird diese Einbildung hypochondrisch?
Religionen können dem Menschen auf der Suche nach Sinn und Ethik helfen. Doch wann wird religiöser Eifer gefährlich?
Das Vaterland gibt dem Menschen das Gefühl von Zugehörigkeit und Heimat. Lohnt es sich aber für das Vaterland im Krieg zu sterben?
Die Erfindung des Geldes erleichterte den Handel. Inzwischen wird allerdings die gesamte Welt vom Geld regiert. Sind wir damit wirklich glücklich?
Die Wissenschaften setzten durch ihre Entdeckungen von Naturgesetzen eine technische und industrielle Revolution in Gang. Wir befinden uns immer noch mittendrin. Ist wirklich alles davon verheißungsvoll? Einiges doch eher verhängnisvoll – mit bis jetzt noch nicht absehbaren Auswirkungen … Ich denke z.B. an die Atomkraft. Nein, blind wissenschaftsgläubig will ich nicht sein.

Und nun? Ich brauche nicht viel Einbildungskraft, um mir vorzustellen, wie es weitergeht. Mit allem hier auf der Erde in der Zeit der Menschen.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Vertrackt


Wer wissen will, wie alt er genau ist, kann sich das ganz einfach auf der Website https://www.umrechnung.org/exaktes-alter/wie-alt-bin-ich-genau.htm berechnen lassen.
Tac, tac, tac macht die Uhr Sekunde für Sekunde. 60 mal pro Minute, 3600 mal pro Stunde und 86400 mal am Tag. Unser Herz schlägt etwas öfter. Ein Herzschlag ist das, was ich als einen noch erfahrbaren Moment ansehen möchte. Ich mag die willkürlichen Zeiteinteilungen nicht so sehr. Wir leben im Takt unseres Herzschlags. Darunter kann ich mir etwas vorstellen. Und auch Tage und Jahre sind Zeitmaße, die ich verinnerlicht habe. Die Sonne geht auf und geht unter. Die Jahreszeiten kommen und gehen. Das ist die natürliche Uhr, welche den Rhythmus unseres Lebens vorgibt.
Wann fängt eigentlich das Herz eines Menschen an zu schlagen? (Geheiligt sei der Gott der Suchmaschinen.) Bereits ab dem 22. Tag der Schwangerschaft. Wenn das Herz anfängt zu schlagen, dann bedeutet dies für mich, dass die Uhr des Lebens zu ticken beginnt. Man stelle sich vor: jeder hatte seinen ersten, allerersten Herzschlag, - wie es schließlich auch einen allerletzten geben wird. Ab dem ersten Herzschlag ist die „Bombe“ scharf gestellt. Sozusagen. Das heißt doch Leben, oder? Und es endet, wenn diese biologische Uhr aufhört zu ticken. Dann sind wir tot.
Ich schrieb einmal, dass ich bereits tot war, nämlich, bevor ich anfing zu leben, um zu der Person zu werden, als die ich mich (heute) empfinde. Der Tod sollte uns also allen gut bekannt sein, aber wir vergessen ihn im Strudel des vorwärts gewandten Lebens. Oder besser: wir blenden ihn aus und sehen ihn nur als Ereignis in einer fernen Zukunft. Umso überraschter sind wir dann, wenn er sich im Sauseschritt nähert, - bzw. plötzlich an unsere Tür klopft. Er wird mir sagen, dass das Leben nur eine Leihgabe war, und dass nun Abgabetermin sei. Vielleicht werde ich ihn wiedererkennen …
„Aber wieso?“ werde ich ihn fragen, „wozu das Ganze? Hast du nichts Besseres zu tun?“
Und der Tod wird antworten wie mein Vater ehemals: „So ist es nunmal.“ Und ich werde dann alle Fragen meines Lebens vergessen, weil ich tot sein werde. Aha, denke ich: im Leben vergisst man den Tod, - und im Tod das Leben (mit seinen drängenden Fragen). Mal sehen, wie lange ich diesmal tot sein werde. Aber dummerweise werde ich mich nicht daran erinnern können.

Tac, tac, tac macht die Uhr Sekunde für Sekunde. 60 mal pro Minute, 3600 mal pro Stunde und 86400 mal am Tag. Unser Herz schlägt etwas öfter. Ich spüre mein Herz meist nur, wenn es stolpert, oder wenn ich mich körperlich anstrenge. Ich atme tief durch. Wie oft atme ich eigentlich? (Geheiligt sei der Gott der Suchmaschinen.) Erwachsene atmen 12-15 mal in der Minute. Den ersten eigenständigen Atemzug tat ich bei meiner Geburt. "Wääääähhh!" Ich wollte mal wissen, wer sich diese ganzen Abläufe ausdachte. Wahrscheinlich ein Karussellbauer. Oder ein Uhrwerker. Mir ist ganz schwindelig. Manchmal ist mir gar zum Kotzen. Praktiker haben einfach wenig Taktgefühl …, ich meine Taktgefühl gegenüber dem Seelenkörper.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Europa?


Der Friedensnobelpreis wurde in Oslo an die Europäische Union überreicht. Vorher sah ich einen kurzen Bericht darüber, wie mit afrikanischen Flüchtlingen an den Grenzen Europas umgegangen wird. Ein Mann, der sich für die Flüchtlinge einsetzt, sagte süffisant in die Kamera, das man ihm es noch mal erklären müsse, für was Europa den Friedensnobelpreis bekäme.
Diese Friedensnobelpreisverleihung an eine politische Organisation ist halt mehr eine abstrakte Geschichte. Sehr viele Menschen Europas wird dieses Ereignis gar nicht tangieren, interessieren. Und viele werden es sogar als Hohn empfinden. Es ist eine Veranstaltung unter elitären Gesellschaftsgruppen. Das ist meiner Meinung nach sowieso das Problem, dass dem einfachen Bürger das politische Gebilde Europa fremd bleibt. Die Verantwortlichen wurschteln in einem administrativen Wasserkopf vor sich hin, ohne noch einen (warmen) Draht zu den Bürgern zu haben. Eigentlich schade, denn die Idee eines friedlichen, zusammenwachsenden Europas, in dem die Menschen dauerhaft gut und sicher leben können, ist eine gute. Vielleicht wuchs, wie z.B. Helmut Schmidt meint, die Europäische Union zu rasant. Die verantwortlichen Politiker gingen das Projekt blauäugig an. Nun kann man die Zeit nicht zurückdrehen, und man versucht sich durch die Probleme zu mogeln. Es ist ein Bisschen wie bei Erdbeben. Untergründig bauen sich Spannungen auf, die dann scheinbar urplötzlich ausbrechen können. Es braucht sehr viel Feingefühl und Übersicht von den europäischen Machthabern, damit solchen Spannungen und gesellschaftlichen Verwerfungen entsprechend schnell mit politischen Instrumenten entgegengewirkt werden kann. Die Verleihung des Friedensnobelpreises war insofern gut gemeint. Doch ohne eine stärkeres Ankommen Europas beim Bürger, werden die Spannungen weiter zunehmen, befürchte ich. Da hilft auch das Beharren auf den Euro nicht. Vielmehr steht der Euro symbolisch für eine Sache, die uns allen über den Kopf wächst. Ich weiß nicht, ob nur ich das so sehe.

Freitag, 7. Dezember 2012

Young Man Blues


Wo ist der versprochene Schnee? Reste liegen wie Puderzucker auf Boden und Bäumen. Alles liegt ruhig und trist in Warteposition. Dürre Zweige bewegen sich kaum wahrnehmbar im Wind.
Im Fernsehen porträtieren sie Karrierefrauen auf der Suche nach ihren Traumpartnern. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist noch zu früh am Tag. Mein Gott. Luxusfrau sucht Luxusmann. Warum schalte ich nicht einfach auf ein anderes Programm?
Gesagt getan. Jetzt habe ich dagegen eine Dokumentation aus Ostdeutschland. Es geht um die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, und warum die NPD dort so viele Stimmen vor allem unter den jungen Leuten abräumt. Tja.
Ich befürchte, dass das angedrohte NPD Verbot erst mal Werbung für die Braunen ist. Wenn auch Negativwerbung – so viel Medienbeachtung fanden sie schon lange nicht mehr. Ich bezweifle die Sinnhaftigkeit des Vorhabens, wo noch nicht mal sicher ist, ob das Verfassungsgericht grünes Licht gibt. Solange die Jugend in den ländlichen Gebieten Ostdeutschlands derart wenig Zukunftsperspektive hat, werden die Neonazis mit ihren simplen wie abstrusen Feindbildern und Hetzsprüchen stark bleiben.
Ich erinnere mich an einen Song von The Who „Young Man Blues“, in dem es um den verlorenen Respekt vor den jungen Männern geht. Damals fanden sie Bestätigung in den Motorradgangs. In dieselbe Kerbe hauen die Neonazis. Sie bieten den Desillusionierten und Frustrierten Anerkennung und eine Art Familie. Einzige Bedingungen: Kadavergehorsam, Gewaltbereitschaft und das Nachschwatzen der tumben Naziideologie. Wenn die Gesellschaft den jungen Menschen keine anderen Angebote machen kann, werden viele von ihnen in den Sog verbrecherischer Gruppierungen, politischen wie unpolitischen, gelangen. Das ist überall auf der Welt das Gleiche. Die Neonazis sind in meinen Augen kein besonderes Phänomen. Sie sind wie Ratten und breiten sich dort aus, wo die Gesellschaft morbide ist.



Young Man Blues


Well a young man
He ain't got nothin' in the world these days
I said a young man
Ain't got nothin' in the world these days

In the old days
When a young man was a strong man
All the people stepped back
When a young man walked by

You know nowadays
Well it's the old man's
Got all the money
And a young man
Ain't got nothin' in the world these days

You know nowadays, if you're the young man
You ain't got nothin' in the world these days

(The Who, 1970)

Mittwoch, 28. November 2012

Lotterie des Lebens


Das Leben ist eine Art Würfelspiel mit Ereigniskarten, die man ziehen muss, wenn man auf bestimmte Spielfelder kommt. Die meisten Ereigniskarten beinhalten harmlose Dinge im positiven wie im negativen Sinne. Da heißt es z.B.: Dein Auto hat eine Reparatur nötig. Oder: Deine Waschmaschine ist kaputt. Man kann auch gute Karten erwischen wie: Du hast einen netten Nachmittag mit deiner Freundin. Oder: Dein Chef lobt dich für deine Leistung und erhöht dein Gehalt. Katastrophen wie Glücksfälle gibt es in allen Schattierungen und Härtegraden. Wie sind sie in dem Stapel Karten verteilt? Das Beste ist wohl, wenn man gar nicht erst auf ein Ereignisfeld kommt und somit sein Schicksal nicht herausfordert. Die Würfel alleine sollten nicht das Leben bestimmen. Vielleicht sind es besondere Würfel, die wir irgendwie beeinflussen können. Mal mehr und mal weniger. Um einige Ereignisfelder werden wir nicht drumrum kommen. Sie sind einem schon in die Wiege gelegt. Manche Menschen sind unverbesserliche Glückspilze. Und andere scheinen regelrecht vom Pech verfolgt zu sein. Manche Menschen sind von Krankheiten gebeutelt, sterben früh, und andere bekommen ein langes, gesundes Leben geschenkt. Viele hadern mit ihrem Schicksal – dabei hatten sie einfach nur Pech in der Lotterie des Lebens. Es gibt auch menschengemachtes Unglück durch Leichtsinn, Gier, Wut und Gewalt. Auf der anderen Seite schenken sich Menschen Glück durch Liebe, Zuwendung, Toleranz und Verständnis. „Gott würfelt nicht“, meinte Albert Einstein. Ich glaube, doch. Nur sind es besondere Würfel, die zu verstehen, nicht ganz einfach ist. Falls wir Gott überhaupt ins Spiel bringen sollten.
Mal sehen, was die nächste Ereigniskarte bringt. Man muss auf alles gefasst sein.

Mittwoch, 21. November 2012

Zum Nahostkonflikt und mehr


Es ist noch nicht sehr lange her, da saß ich mit meiner Freundin im Kino in Klagenfurt. Es lief "Das Schwein von Gaza". Durch die neuerliche kriegerische Eskalation zwischen Palästinensern und Israelis kommen mir viele Filmszenen wieder in den Sinn. Die Menschen leben dort im Gazastreifen in einer wahrhaft absurden Situation. Wenn der Konflikt nicht derart grausame Folgen zeitigte, wäre es lächerlich. Es ist wie einer dieser komisch-absurden Nachbarschaftsstreitigkeiten, welche, auf tatsächliche Fälle beruhend, im Fernsehen wieder aufbereitet werden. Jeder Zuschauer rauft sich die Haare und fragt sich, wie man nur so dämlich wie diese streitsüchtigen Nachbarn sein kann. Und natürlich steht man als vernunftbegabter Mensch über solchen Dingen und meint, dass einem so was nie passieren würde. Nun geht es zwischen Palästinensern und Israelis z.B. auch um Grenzstreitigkeiten, aber die werden nicht mit der Heckenschere sondern mit Raketen ausgefochten. Ich würde erwarten, dass Israel als der stärkere Nachbar einlenkte, aber so ist es leider nicht. Und es gibt auch kein salomonisches Gericht, was die Streithähne maßregeln könnte. Da sind nur Politiker, die parteiisch sind und ihre eigenen Interessen vertreten. Einig ist man sich nur darin, dass es so nicht weitergehen kann. Seit beinahe hundert Jahre schwelt nun der Nahostkonflikt, ohne dass ein Frieden in Sicht wäre. Ich verstehe nicht viel von Politik. Ich sitze lediglich vorm Fernseher und raufe mir die Haare. Was sagt uns dieser Konflikt über das Wesen des Menschen? Bildet er die Ausnahme, oder ist er typisch? So in etwa sinniere ich vor mich hin. „Das Schwein von Gaza“ ist wohl eher die Ausnahme. Es bräuchte ein Wunder von Gaza …

Aber mit den Wundern ist es vorbei, seitdem sich der Mensch von Gott emanzipierte. Und eigentlich ist es gut so, denn Wunder gab es nie wirklich. Stattdessen entdeckte der Mensch seine Vernunft, was ich schon mal sehr gut finde. Umso mehr Menschen die Erde besiedeln, desto mehr sind wir auf vernünftige Lösungen des Zusammenlebens angewiesen. Leider ist sie sehr behäbig, unsere Vernunft. Außerdem heißt es nicht, dass das, was für den einen vernünftig erscheint, für den anderen vernünftig ist. Wir sind eben auch Bauch-Wesen. Oft liegen Bauch und Kopf miteinander im Knatsch. Das fängt mit der Entscheidung an, noch ein Bier zu trinken oder eine Zigarette zu rauchen; und es ist auf der weltpolitischen Bühne nicht anders: Erst müssen viele unschuldige Zivilisten ins Gras beißen, bevor die Politiker vernünftigerweise einlenken. In Europa können wir über die lange Friedenszeit wirklich sehr froh sein. Ich weiß nicht, ob dies allen Europäern bewusst ist. Die Verleihung des Friedensnobelpreises sollte ein Signal sein. Kam es an? Meine Stirn legt sich in Falten.
Ja, wer will schon immer vernünftig sein? Da könnten wir gleich einen Mega-Computer entwerfen, der uns in Vernunftangelegenheiten überlegen wäre und uns in allen Dingen vorschriebe, was wir zu tun und zu lassen hätten. Bestimmt gibt es Science Fiction Geschichten, die bereits etwas ähnliches durchdachten, - z.B. Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“.
Wie immer ist es eine Frage der Dosis: Wie viel Vernunft -, wie viel Bauchgefühl tut uns gut? Was auch immer situativ bedingt ist. Vielleicht kann man beides heilvoll zusammenbringen? Wie in der Liebe oder in der Kunst. Ich fühle mich am wohlsten, wenn Bauch und Kopf Frieden halten. Trotz mancher Gegensätzlichkeiten.

Es ist ein sonniger Herbsttag. Das Leben ist ein Wunder. Das sage ich im Widerspruch zu dem vorhin Gesagten. Es gibt vielleicht keine Wunder, die Krankheiten heilen oder Kriege auflösen, die Geld für Bedürftige regnen lassen …; aber es gibt das Wunder des Lebens, schlicht und einfach - durch die Luft, die ich atme, durch die neuen Lebewesen, die tagtäglich das Licht der Welt erblicken, durch die Vielfalt der Natur und die Unbegreiflichkeit des Universums, des Sternenzeltes, unter dem sich Liebende küssen.

Während ich dies schrieb, passierte in Tel Aviv ein Sprengstoffanschlag auf einen Bus ...

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Identitätskrise?


Ich stellte mir vor, ich wäre an einem anderen Ort der Welt geboren und/oder in einer anderen Zeit – wäre ich dann noch ich? Was wäre ich von Beruf? Wie würde mein Leben unter anderen Umständen aussehen? Wäre ich dann wirklich noch ich?
Und: bin ich noch derselbe wie bei meiner Geburt? Bin ich noch der Mensch, der ich vor zwanzig Jahren war? Es ist leicht gesagt, dass alles irgendwie kausal aufeinander folgte. Natürlich ich bin ich der, der all das machte, was ich machte. Aber sicher bin ich nicht mehr derselbe. Ich bin nicht identisch mit der Person, die ich war, und doch besitze ich ein Leben lang dieselbe Identität. Ziemlich verzwickt. Es stellt sich die Frage, ob ein Mensch noch für Taten zur Verantwortung zu ziehen ist, die vor vielen Jahren geschahen. Würde man da nicht vielleicht den falschen verurteilen?
Durch was ist unsere Identität eigentlich festgelegt? Allein durch die Gene? Dann wäre ich freilich an jedem Ort der Welt und zu jeder Zeit derselbe. Eineiige Zwillinge sind genetisch gleich, aber wir halten sie selbstverständlich für zwei verschiedene Persönlichkeiten. Die Frage bleibt bestehen: Bin ich nach so und soviel Jahren noch ich? Oder schleppe ich da nur etwas mit mir herum, das ich Ich nenne?
Als ich an mein Leben dachte (mit Fünfzig hat man bereits eins vorzuweisen), stellte ich mir vor, was aus mir geworden wäre, wenn ich woanders und unter anderen Bedingungen aufgewachsen wäre. Wer wäre ich in einem Armutsviertel in Südamerika geworden? Oder: wo wäre ich im Leben als Millionärssohn in den USA gelandet? Hätte ich Kinder? Hätte ich geheiratet? Wäre ich religiöser als in meinem jetzigen Leben? Also, immer vorausgesetzt, ich hätte in den anderen Lebensläufen überhaupt solange überlebt. Tausend Szenarien anderer möglicher Werdegänge ließen sich entwerfen.
Es ist … unheimlich, dass ich hier sitze, eben genau in diesem Leben und nicht in einem anderen. Wer bin ich? Was mache ich in meinem Leben? (Warum lebe ich?)

Freitag, 12. Oktober 2012

Friedensnobelpreis 2012


Die Europäische Union bekam den Friedensnobelpreis. Weiß nicht recht, was ich dazu sagen und empfinden soll. Ich sehe doch einige kulturelle und politische Verwerfungen, die den Frieden gefährden könnten. Es ist schwer zu überschauen, und der Euro spaltet auch.
War klar, dass die Journalisten tönen: „Wir sind Friedensnobelpreisträger!“ Es ist wahr, dass wir in Mitteleuropa noch nie einen solch langen Frieden hatten. Eine historische Leistung, welche wir aber, glaube ich, nicht nur Europäern zu verdanken haben.
Das Nobelpreiskomitee meinte es gut: Reichen wir den Europäern mal ein Bonbon gegen ihr angekratztes Selbstbewusstsein; sieht danach aus, dass sie es nötig hätten. Barack Obama erhielt damals durch den Friedensnobelpreis Vorschusslorbeeren … War das pädagogisch sinnvoll? „Yes, we can!“ Hoffentlich können wir es besser. Ich wünsche mir noch sehr lange Frieden. Sowieso mehr Frieden auf der ganzen Welt. Eigentlich fühle ich mich mehr als Weltbürger denn als Europäer. Die deutschen Bürger wurden nicht gefragt, ob sie diese Europäische Union wollen. Die Norweger, welche den Nobelpreis ausrichten, wurden gefragt und stimmten damals knapp dagegen. Wenn wir etwas mehr Bürgerbeteiligung an der Europäischen Union hätten, würde ich mich wahrscheinlich über die Verleihung des Friedensnobelpreises freuen. Ich identifiziere mich ungern mit Dingen, mit welchen ich de facto gar nichts zu tun habe. Drum kann ich auch kein richtiger Fußballfan sein. (Na ja, nach einigen Bier werde ich auch enthusiastisch.) Heute Abend spielt Deutschland gegen Irland in Dublin. Das könnte haarig werden. Hoffentlich bleibt`s friedlich auf den Rängen ...

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