Sonstiges zur Diskussion
Die Islamisten ficken ihre eigene Religion, den Islam, nicht die aufgeklärten Menschen. Aber sind wir hier in Europa tatsächlich eine solche tolerante, humane und freiheitliche Gesellschaft, wie man angesichts der Politikerreden und der gestrigen, beeindruckenden Trauer-und Solidaritäts-Demonstration (in Paris) hoffnungsvoll glauben könnte? Oder machen wir uns da etwas vor? Ich bin skeptisch. Ich sehe die Dinge gern so, wie sie sich (realistisch) zeigen, und nicht, wie man sie gern (aufgrund eines Betroffenheitsgefühls) sehen will. Wenn sich junge Menschen im eigenen Land radikalisieren und sogar zu Mördern werden, dann ist in meinen Augen in dem Land bzw. mit dem System etwas faul. Niemand kann seine Hände in Unschuld waschen. Der Kapitalismus unterminiert seit vielen Jahrzehnten die menschlichen Werte. Die sogenannte Leistungsgesellschaft diskriminiert ständig die Minderheiten und Schwachen, grenzt viele Menschen, die nicht mehr mithalten können (oder wollen), gnadenlos aus. Manche dieser Terroristen mögen einfach nur Verbrecher sein - also Subjekte, die so oder so auf Menschenleben scheißen, egal welchen ideologischen oder religiösen Hintergrund sie zu ihrer Rechtfertigung anführen. Soziopathen gibt es in allen Bevölkerungsschichten. (Nebenbei bemerkt: Nicht wenige kommen in der Politik und im Management an, wo sie Menschenleben ganz ohne Schusswaffen zerstören und dafür noch finanziell abgefunden werden.) Aber sicher gibt es auch viele Menschen, die dauerhaft frustriert und desillusioniert von der Umgebung, in der sie aufwuchsen, die etwas mehr Pech im Leben als andere hatten, die vom Staat gedemütigt wurden, die keine Chance bekamen... es gibt also auch ganz normale Menschen, deren Wut auf Staat und Gesellschaft derart groß wird, dass sie für die Parolen der Häscher aller möglichen radikaler Gruppierungen empfänglich sind. Die heuchlerische kapitalistische westliche Zivilisation bietet einen großen Pool für extremistische Menschenfischer. Es gehen ihnen immer mehr orientierungslose und arme Schweine ins Netz. (Wie gesagt, die Menschenfischer gibt es schon immer überall: bei den Nazis, bei den Islamisten, bei den Zionisten etc.)
Zurück zum Islam, den ich persönlich nicht verstehe. Der Politikwissenschaftler Huntington sagte, dass der Islam an seinen Rändern blutig ist. Er hat vielleicht nicht ganz unrecht. Immer wieder wird von den Politikern und anderen gesellschaftlichen Wortführern hervorgehoben, dass man die Islamisten von den mehrheitlich friedlichen Moslems trennen müsse. Da frage ich mich doch, wer diese Islamisten finanziell unterstützt, wer sie mit Waffen und Kriegsgerät versorgt. Niemand diskutiert das in den Medien. Jeder anhaltende Terror hat seine Sympathisanten, Unterstützer und Geldgeber! Wo sind die hinsichtlich der Islamisten und des IS?
Die Terroristen, die im Namen ihres Gottes Allah Menschen brutal ermorden, schlachten und foltern, ficken ihre eigene Religion...
Ich bin Atheist. Ich verteidige auch Werte, menschliche Werte, für die kein Schwein sterben sollte.
Wenn das Vorgehen dieser selbsternannten Gotteskrieger nicht so grausam wäre, müsste man sich über sie totlachen!
Die Attentäter haben absterbende Herzen. Sie müssen das Blut ihrer Mitmenschen vergießen, um zu fühlen, dass sie am Leben sind. Die Schnellfeuergewehre in ihren Händen wirken wie Adrenalin-Spritzen. Ihre nekrophilen Herzen spucken bleiernen, schwarzen Eiter aus. Ratta-tat-rattata-tat! Beleidigt nicht unseren Propheten! Verdammt sind die Ungläubigen! Ratta-tat-rattatata-tat!!
Nach dem Blutbad fühlen sie sich als Krieger Gottes. Gott indes stahl sich längst aus der Verantwortung. Scheiße, meine Schöpfung lief gründlich schief. Kann ja mal passieren …
Ich fühle mit den aufgeklärten und zivilisierten Bürgern Frankreichs.
Weihnachten, welches als Fest der Menschenliebe und Toleranz über alle Grenzen gilt, steht vor der Tür. Selbst bei der heute materiellen Ausrichtung dieser Feierlichkeiten wird niemand diese hehren Grundgedanken anzweifeln. Auch ich als Atheist begrüße den weihnachtlichen Friedensgedanken unter den Menschen und Völkern. Wie zum Hohn dazu schwappt derzeit eine fremdenfeindliche Bewegung namens Pegida über die Republik. In Städten wie Dresden protestieren gar tausende Bürger gegen Überfremdung und Islamisierung. Dazu skandieren sie „Wir sind das Volk“. Die Initiatoren von Pegida sind zum Teil zwielichtige Figuren aus der äußerst rechten Ecke. Die Mehrzahl der Demonstranten stammt angeblich aus der Mitte der Gesellschaft. Jedenfalls marschiert das braune Gesocks mitten unter ihnen. Allein die Attraktivität von Pegida für Neo- und Altnazis sollte jedem (im Sinne der Aufklärung) vernunftbegabten Menschen zu Denken geben. Ich finde es abstoßend, dass in manchen Gegenden Deutschlands rechtes Gedankengut immer noch (oder wieder) gesellschaftsfähig ist – in einem Maße, das Angst macht.
Was heißt eigentlich Pegida? Ich hörte die Auflösung bereits mehrmals, aber ich konnte sie mir nicht merken … „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“.
Die Agitatoren ummanteln ihre krude Ausländerfeindlichkeit mit dämlichen Formulierungen. Irrationale Ängste werden unter den Menschen geschürt. Statt Mitleid mit den Flüchtlingen zu hegen, soll man sich vor ihnen fürchten. Statt Nächstenliebe (z.B. im Sinne des Weihnachtsgedanken) Ablehnung und Hass.
Heute morgen sah ich eine Doku zum politischen Werdegang Hitlers, und wie die Nazis die Macht an sich reißen konnten. Es ist für mich unverständlich, dass sich immer wieder Menschen von rechten Populisten beeinflussen lassen. Vielleicht steckt in jedem von uns ein „kleiner Nazi“. Als ich gestern durch Mannheim spazierte, fühlte ich mich von fremdländisch aussehenden Menschen geradezu umzingelt: Türken, Pakistani, Perser, Asiaten, Afrikaner … Russen, Bulgaren, Polen … (Nur die Nummernschilder an den Autos erinnerten mich stellenweise daran, dass ich mich in Deutschland befand.) Das Bild auf den Straßen, vor allem in den Großstädten, änderte sich in den letzten Jahrzehnten merklich. Es ist multikulturell geprägt. Die Welt wächst zusammen, und die Bevölkerungsgruppen durchmischen sich. Vielleicht noch nicht in Buxtehude – doch ist diese Entwicklung unaufhaltsam und unumkehrbar. Die echten Patrioten Europas grenzen sich nicht ab sondern stehen zu ihrer globalen Verantwortung. Uns Deutschen wurde nach dem 2. Weltkrieg aus der Scheiße geholfen. Nicht alles stemmten wir selbst. Vor 25 Jahren erlebten wir das Wunder der Wiedervereinigung. Auch das bewirkten wir nicht alleine. Wir sind ein reiselustiges Volk und werden allermeist gastfreundlich begrüßt (selbst wenn wir uns wie Arschlöcher aufführen). Trotz unserer düsteren Nazivergangenheit mit dem Holocaust als Erblast genießen wir einen guten Ruf auf der Welt …
Und nun kommt eine solche Bewegung wie Pegida kurz vor Weihnachten. Es ist beschämend.
In meinem letzten Beitrag schrieb ich überspitzt und platt von der Arschloch-Welt, ohne dies explizit zu erläutern. Ich wollte ihn als Glosse verstanden wissen.
Nun möchte ich einiges zur Begründung hinzufügen.
Natürlich ist mein Eindruck, dass die Menschen ohne Ausnahme Arschlöcher sind, in erster Linie subjektiv. Das bedeutet aber nicht, dass meine Einschätzung grundlos ist. Niemand will selbstverständlich als ein Arschloch gelten. Selbst die Menschen, welche unbestreitbar riesengroße Arschlöcher sind, werden sich wahrscheinlich nicht als selbige ansehen. Es liegt im Wesen des Menschen, dass er sein Handeln und seine Weltsicht nicht für arschlochmäßig sondern für gut und richtig hält - oder wenigstens für vertretbar. Alles hängt sich an der Frage auf, was gut oder schlecht ist. Theologen, Ethiker und Philosophen zerbrechen sich darüber nicht erst seit gestern den Kopf. Wir leben auf der Welt in kulturellen Wertemodellen. Einige ähneln sich, und andere stehen geradezu divergent, beinahe unvereinbar zueinander. Jeder Vertreter eines dieser Wertemodelle will Recht haben. Es ist egal, ob es um Religionen oder Ideologien geht. Immer werden Reibungskräfte zwischen den unterschiedlichen Meinungsführerschaften entstehen, welche früher oder später in Kriege münden, wenn Politik und Diplomatie versagen. Ich denke, dass dies im Kleinen wie im Großen gilt. Man muss nicht gleich an Konflikte zwischen Staaten denken. Der Segen kann nur im Kompromiss liegen, vorausgesetzt man ist an einer friedvollen Welt interessiert. Und nun kommt das Arschloch ins Spiel. Die Menschheitsgeschichte lässt mich an der Vernunftbegabung des Menschen stark zweifeln. Die Entwicklung der Vernunft erscheint mir als ein evolutionärer Prozess. Rein intellektuell sind wir schon lange dazu fähig, die Logik der Vernunft zu begreifen, aber in der Umsetzung sind wir nach wie vor Arschlöcher. Gewisse Fortschritte will ich nicht leugnen. Gerade Wissenschaft und Technik verhalfen dem Menschen zu gerechteren und zivilisierteren Gesellschaftssystemen. Auf der anderen Seite werden wir aber immer abhängiger von der Technik – wir sind informierter und doch in vieler Hinsicht unmündiger. Zudem zollen der zunehmende Wohlstand und Konsum ökologisch ihren Tribut. Vernunft ist mehr denn je gefragt, wenn wir den kommenden Generationen eine bewohnbare Erde hinterlassen wollen.
Wir alle verhalten uns aber im Alltag wie Arschlöcher. Mehr oder weniger. Wir fahren immer größere Autos; wir wollen auf Bequemlichkeiten nicht verzichten (ich meine die vielen technischen Applikationen im Haushalt etc.); wir sind gnadenlose Egoisten (wie gesagt: mehr oder weniger); wir fressen die billigen Nahrungsmittel, ohne uns darüber Gedanken zu machen, warum sie so günstig sind; dasselbe gilt für die Textilien, die wir kaufen; wir ergeben uns Jahr für Jahr dem weihnachtlichen Konsumrausch, der dem eigentlichen Weihnachtsgedanken diametral entgegensteht … Es ließen sich noch viele arschlochmäßige Verhaltensweisen aufführen. Jeder weiß es selbst, wenn er ehrlich ist, wo er als Arschloch in einer Arschloch-Welt eingebunden ist.
Ich wirkte über viele Jahre in dem Arschloch-System der Altenpflege mit. Schließlich hielt ich das Spagat zwischen meinen Ansprüchen und Vorstellungen und der Wirklichkeit im Betrieb nicht mehr aus. Am Meisten kotzte mich die Doppelmoral an, die besonders bei den Oberarschlöchern ausgeprägt ist.
Werden wir vielleicht alle bereits als Arschlöcher geboren? Ich weiß es nicht. Aber die Welt verlangt uns früher oder später ein Arschloch-Verhalten ab. Diejenigen, die etwas in ihrem Leben erreichen wollen, machen es sich zum Geschäftsmodell. Der Kapitalismus zieht Arschlöcher besonders gut an. Ebensolche Sammelbecken für Arschlöcher bieten alle Schwarzweißmalereien religiös oder ideologisch. Dort entstehen regelrechte Arschloch-Schulen.
Wem der hier verwendete Begriff Arschloch nicht gefällt, kann ihn ersetzen durch z.B. „Idiot“ oder „Zombie“. Ich finde, dass „Arschloch“ gut zusammenfasst, was ich meine.
Gott vertrieb Adam und Eva aus dem Paradies. Er hatte seine Gründe.
Heute Morgen im Halbschlaf dachte ich, was für eine wunderliche Sache die Evolution doch ist, da sie den Menschen hervorbrachte, der nun über seine Existenz und die Evolution sinniert. Ist das nicht irre? Im TV liefen Dokus über die Dinosaurier und urzeitliche Monster-Wildscheine. Was wäre eigentlich, wenn wir keine Worte hätten, dies alles festzuhalten? Was ist ein Bewusstsein ohne Worte? Kann man sich an die Welt derart gewöhnen, dass man sich nicht mehr wundert – über gar nichts? Ich komme in meinem Leben gar nicht aus dem Wundern heraus. Nur zu funktionieren, ist mir viel zu profan. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, ich wäre ganz dicht dran und es würde mir wie Schuppen von den Augen fallen. Wie heute Morgen im Halbschlaf – und nun hat der Tag das Gefühl weggespült, wie der Sog des Meeres Strandgut wieder verschluckt. Nur ein wager Abdruck bleibt. Wo kommen wir Menschen her? Was treibt uns hier um? All die Anstrengungen … im Getriebe von Politik, Gesellschaft und Industrie, das ganze Hin und Her um einen Platz an der Sonne … unsere Freizeitaktivitäten, unsere Bedürfnisbefriedigungen … und dazu Mord und Totschlag, Irrsinn in Religionen und Ideologien … auf der einen Seite Hilfe und Menschenliebe und auf der anderen Demütigung und zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit …
Ich sehe Dokus über Alexander den Großen, über Napoleon, über Hitler, Stalin, Mao, Dschingis Khan oder darüber, wie das Sonnensystem entstand, über Schwarze Löcher, Asteroiden und Kometen und wie das Leben auf die Erde kam. Ich zappe von einem Programm zum nächsten. Umso mehr ich schaue und höre, desto rätselhafter erscheint mir die Welt. Was für eine wunderliche Sache ist doch die Evolution, dass sie dies alles hervorbrachte. Wie ist das möglich? Wozu?
Voller Inbrunst erklären wir die Welt – aber nichts ist in Wirklichkeit erklärt. Unsere Worte verschleiern. Wir lieben den Pesthauch unserer Worte. Wir konstruieren Welten. Wir ertrinken in der Süße unserer Falschheit. Welchen Sinn macht das alles? Ist es ein Segen oder Fluch, Mensch zu sein? Jedenfalls absurd.
Wer weiß, was die Evolution noch auf Lager hat. Als Geist, der über allem schwebt, würde ich alles ziemlich witzig finden.
Das Kind hat ein natürliches Gespür für die Wahrheit. Es sagt unverblümt, was es denkt. Die Erwachsenen reagieren amüsiert oder sind manchmal von der Ehrlichkeit ihres Nachwuchses wie vor den Kopf gestoßen. Ich war ein sehr wahrheitsliebendes Kind. Meine ersten Lügen tun mir noch heute weh. Eine Lüge bleibt selten allein. Die Hemmschwelle sinkt, und die Gewissensbisse werden verdrängt. Schließlich lügen doch alle. Man darf sich dabei nur nicht ertappen lassen. Hierbei wird sehr schnell die Doppelbödigkeit der Gesellschaft erkennbar, die Moral, Tugendhaftigkeit und Ehrlichkeit plakatiert, während sie es in der Praxis damit nicht so genau nimmt. Spitzenreiter dieser Heuchelei ist die Kirche – das war mir sehr schnell klar. Doch ist diese Haltung grundlegend allen Erwachsenen eigen. Offenbar ist es ganz normal: öffentlich den Saubermann mimen und hinter dieser Fassade schmutzige Geschäfte tätigen. Politiker entwickelten darin eine regelrechte Meisterschaft. Nein, nicht alle – aber immer mehr. Wer die Wahrheit sagt, ist ein Narr. Er wird dafür geächtet oder ausgelacht.
Als ich in die Pubertät kam, erinnerte ich mich wieder meiner Wahrheitsliebe. Ich wollte sie mir zurückerobern. Ich begann zu schreiben. Meine Naivität half mir dabei. Ja, in diesem Falle ist Naivität durchaus eine vorteilhafte Eigenschaft. Als Mensch und Dichter will ich auf das klare Quellwasser des Geistes zurückgreifen und nicht im Trüben fischen. Es geht mir um die Wahrheit. Es geht mir um klare Werte. Darum mag ich auch eine klare Sprache und keine rhetorisch aufgeblasenen Wortungetüme. Mein Kampf für die Wahrheit ist vor allem eine innere Auseinandersetzung. Nur wenn ich mich selbst aktiv um Wahrheit bemühe, darf ich anderen ihre Lügen oder ihre Heuchelei unter die Nase reiben. Ansonsten ist`s Mumpitz.
Die Menschen sind allgemein sehr eingebildet. Sie legen ungern ihre Masken ab. Es hängt zu viel daran. Man könnte genau so gut gegen Windmühlen kämpfen. Nur manchmal reitet mich der Teufel, und ich mache mich unbeliebt, indem ich naiverweise sage, was ich denke. Die Reaktionen darauf fallen oft ungehalten, zickig, beleidigend und giftig aus. Die Menschen vertragen die Wahrheit nicht (tz tz tz).
Nein, ich mag eigentlich niemandem mit meiner Wahrheitsliebe auf den Geist gehen. Sowieso pflegt jeder seine ganz eigene Wahrheit. Seit meiner Pubertät gingen einige Lenze ins Land. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Sicht der Dinge zu relativieren. Nichts geht über die Kunst der Diplomatie. Ohne die bleibt man in dieser Welt einsam auf der Strecke. Stellt sich nur die Frage: wo werden Anpassung und Opportunismus zum Verrat an den eigenen Werten? Wann geht dabei die Wahrheit vor die Hunde? Ich persönlich kann die Wahrheiten nicht wechseln wie Kleider.
Man muss nicht in einer Diktatur oder einem Unrechtsstaat leben, um zu erfahren, dass es Zwänge gibt, die einen die eigene Überzeugung aus Angst leugnen lassen. Das ist auch keinem Menschen vorzuwerfen. Leider gibt es immer auch eine Vielzahl Artgenossen, deren einzige Lebenswahrheit Opportunismus lautet, denen es in jedem System nur um den eigenen Vorteil geht. Ich verachte diese Zeitgenossen. Sie stehen originär für Oberflächlichkeit, Materialismus und Heuchelei. Schwer zu sagen, wie viele es sind. Eine ganze Menge, denke ich. Unter ihnen fühle ich mich unbehaglich.
Ehrlichkeit ist leider die Ausnahme von der Regel. Wir leben in einer Maskengesellschaft, in welcher die Masken zählen und nicht die Gesichter darunter.
Auch ich fügte mich gewissermaßen ein. Immerhin schreibe ich noch von dem Wahrheitssinn, den ich als Kind verlor und mir als Teenager zurückholen wollte … Heute leistete ich etwas Trauerarbeit ob dieses verlorenen Sinns. Hoffentlich ist davon noch nicht alles tot und beerdigt.
Apropos: Es gibt Wahrheiten, die offen sind - noch in der Mache sozusagen. Eine davon lautet Liebe. Und eine andere wichtige Wahrheit, die offen ist, ist die Wahrheit selbst – wie auch der Mensch in seinem Menschsein.
Irgendwie witzig, eine Raumsonde „Rosetta“ zu nennen. Und die „Kacke“* wird von der ESA geleitet, die ihren „Toilettensitz“ in Darmstadt (das liegt gleich bei mir um die Ecke) hat.
Jedenfalls erreichte nun Rosetta nach 10 Jahren Reise durch den Weltraum das Zielobjekt, den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Die Wissenschaftler erhoffen sich dort neue Erkenntnisse zur Entstehung des Sonnensystems. Die „Kacke“ kostet nur schlappe eine Milliarde Euro, und der deutsche Steuerzahler muss davon lediglich 300 Millionen „zuscheißen“.
Ich wünsche der Mission Rosetta weiterhin viel Glück und Erfolg! Oder: Gut Schiss!
(
* Natürlich ist das Ganze keine Kacke sondern wissenschaftlich hochinteressant!)
oder Das Wort zum Sonntag
Wenn wir Frieden haben, dann nicht deswegen, weil wir gute und edle Menschen sind. Frieden wird geschlossen, wenn er für die Beteiligten zweckmäßig ist, oder wenn es nichts mehr zu erobern gibt.
Diese ganzen Friedensverhandlungen sind Mumpitz. Am ehesten ließe sich der Frieden kaufen. Nur sind die Gelder bei der Waffenindustrie und nicht bei den armen Menschen, die unter dem Krieg leiden müssen. Ganz selten sind auch die Reichen und Mächtigen Opfer der Kriege, die sie anzetteln. Dummerweise lässt sich das Volk immer wieder von den Kriegstreibern vor den Karren spannen. Warum tun sich Israelis und Palästinenser nicht zusammen und kämpfen für den Frieden? Warum erheben sie sich nicht gemeinsam gegen die Kriegshetzer von Hamas und Israel?
Nein, wir Menschen sind nicht gut und edel, nirgendwo auf der Welt. Vielleicht gibt es ein paar wenige Ausnahmen … Ich bin mir nicht mehr sicher – die Geschichte verklärt vieles.
Der jahrzehntelange Konflikt zwischen den Palästinensern und Israelis ist in meinen Augen ein Paradebeispiel dafür, dass Menschen ganz allgemein egoistisch und bösartig sind. Mitgefühl über Grenzen hinweg ist eine Randerscheinung, oder aber die Menschen schmücken sich damit … bzw. heucheln Mitgefühl, oder sie schwimmen auf einer weltweiten Welle des Mitgefühls nach z.B. einer Naturkatastrophe, die aber ebenso schnell wieder abebbt, wie sie gekommen ist.
Hass dagegen hat einen wesentlich längeren Atem, und er lässt sich leichter schüren. Da stellt sich mir die Frage: woher kommt dieser Hass? Ich verstehe nicht, wie man einen Menschen einfach darum hassen kann, weil er einen anderen Glauben hat oder eine andere Nationalität oder eine andere Hautfarbe und ethnische Herkunft. Was macht diesen Hass aus, dem so viele scheinbar wie hypnotisiert folgen? Sind wir Menschen in der Mehrzahl nur Marionetten? Können wir die Verschiedenartigkeit nicht akzeptieren?
Mit der Toleranz der Menschen ist es offensichtlich nicht weit her. Schon der kleinste Konflikt lässt alte Gräben wieder aufbrechen. Alles geht nur solange gut, solange die Menschen wohlhabend und dadurch träge sind – stumpfsinnig in die Glotze schauen oder shoppen gehen. Der Frieden steht nicht auf unseren hehren Verfassungswerten sondern auf den Säulen unserer Konsumtempel. Hier erfüllen wir unsere niederen Bedürfnisse. Ab und zu schwappt die Scheiße allerdings über. Wir kratzen uns am Arsch und brauchen den Hass, damit wir das Gefühl haben, noch am Leben zu sein. Plötzlich hassen wir uns selbst und diese ganze kaputte Gesellschaft, oder wir hassen die Ausländer, oder wir hassen die Kapitalisten oder die Priester oder einfach nur unseren Nachbarn …
Der Mensch ist ein Arschloch. Ich wusste es insgeheim schon lange. Ich kann niemanden hassen. Ich fühle mich einsam. Es wird keine bessere Welt geben. Der Zug ist abgefahren – er kam nie wirklich an. Als junger Mensch war ich noch ganz versessen darauf, die Welt zu verbessern. Ich dachte, dass man doch einfach nur sagen müsse, was alles schief läuft. Inzwischen weiß ich, dass Ignoranz und tumbe Machtgeilheit aller Vernunft und Weisheit widerstehen.
Nun ist er da, der Tag der Tage, an dem die deutsche Fußballequipe zum vierten Weltmeistertitel aufspielen kann. Just als ich diese Worte schreibe, wird es finster draußen, und ich höre ein tiefes, bedrohliches Donnergrummeln. Kurz darauf öffnen sich die Schleusen des Himmels, und Regen macht nass, was schon seit Tagen nass ist.
Ich will keine Prognose wagen. Seit Tagen verfolge ich die Reden der Fußballspezialisten. Deutschland sollte gewinnen. Aber natürlich dürfen wir die argentinische Mannschaft nicht unterschätzen, und außerdem haben die doch den Messi.
Wir? Also, ich spiele nicht mit. Gott sei Dank. Ich kann mich noch gut erinnern, wie uns die Altenpflegelehrer das „Wir“ ausreden wollten. Und sie hatten ja recht. Wir gehen nicht ins Bett oder aufs Klo. Es ist nur der Bewohner, dem ich dabei helfe. Trotzdem verfällt man verdammt leicht in dieses „Wir“, als würde es die Sache irgendwie erleichtern. Ich weiß nicht. Genauso doof finde ich Schlagzeilen wie „Wir sind Papst“ oder „Wir sind Weltmeister“. Einen Teufel sind wir! Natürlich wünsche ich der deutschen Mannschaft für heute Abend alles Gute. Ich bin Deutscher ohne Wenn und Aber. Ich freue mich für sie, wenn sie ein Tor schießen, und ärgere mich mit ihnen, wenn sie eins kassieren. Doch dieses affige Wir-Getue geht mir auf den Geist, ebenso das Fahnengeschwenke und überbordende Gejohle.
Gern werde ich mir das Spiel in Gesellschaft anschauen, aber ungern stehe oder sitze ich inmitten einer Herde von Halbaffen, die ständig skandieren: „Wir werden Weltmeister!“
Nach wie vor schüttet es wie aus Eimern. Es ist ein Naturschauspiel. Ich öffne das Fenster und rufe hinaus: „Wir regnen!“ Ein krachender Donner übertönt mich.
Richtig dicke Tropfen fallen in Schnüren vom Himmel, trommeln auf das grüne Blätterdach. Binnen weniger Minuten wurde es düster. Der Himmel hängt wie ein schmutziges Laken über dem Land, schleift über die bewaldeten Berghänge. Mein Innerstes fühlt sich schwer und beladen an wie die Wolken. Im TV laufen Dokumentationen über das finstere Mittelalter. Es schnürt mir die Luft ab bei den Gedanken an die damaligen Grausamkeiten. Hexenverbrennungen und Folter, blutige Schlachten mit Hieb und Stichwaffen. Nicht dass Kriege heute nicht grausam wären, aber mit etwas Glück kriegt man eine bessere medizinische Versorgung. Seltsam, wie viele und gegensätzliche Gesichter die Menschen haben. Ich werde daraus nicht schlau. Körperliche Gewalt war mir schon immer zuwider, vor allem wenn sie bewusst als Aggression eingesetzt wird oder als Bestrafung.
Im Mittelalter war man da nicht zimperlich, und es gibt, glaube ich, Menschen, die gewissermaßen noch im Mittelalter leben oder es sich zurückwünschen. Zivilisation bedeutet in meinen Augen hauptsächlich eine Gesellschaft, in welcher Humanität und Gerechtigkeit vorherrschen, wo man sich einigermaßen sicher durch die Straßen bewegen kann. Die menschliche Zivilisation ist stellenweise noch weit von diesem Ideal entfernt. In den letzten Tagen häuften sich wieder Meldungen über die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. Raketen löschen ganze Familien aus, während auf einem anderen Erdteil Fußballfeste gefeiert werden … in einem Land, das selbst ein Gewalt- und Gerechtigkeitsproblem hat. Die Welt wird vom Geld regiert. Den Armen bleiben zumeist nur Verzweiflung, Flucht in die Drogensucht und Kriminalität. Die wenigsten schaffen es hinaus aus dem Sumpf. Wie schmachvoll muss es für sie sein, wenn Millionen Dollars für Hotels, Straßen und Fußballstadien da sind, während sie bestenfalls ein Almosen bekommen.
Wenn man den Spaß an solchen Mega-Events wie die Fußballweltmeisterschaften nicht verlieren will, blendet man besser die Schattenseiten aus. Man darf sich doch nicht allen Spaß verderben lassen, bloß weil die Welt auch eine hässliche Grimasse besitzt - eine egoistische, machtbesessene und geldgierige. Soll man ein schlechtes Gewissen haben, weil man zufällig auf der Sonnenseite geboren wurde? Die Armen sind nicht per se die besseren Menschen, weil sie arm sind. Sie haben eben Pech bei der Aufteilung des Kuchens gehabt. Wenn jemand dafür verantwortlich ist, dann ist es … Gott! Ich jedenfalls nicht. Ich bin auch nur eine Ameise, die unter Milliarden über die Erde krabbelt, niedergehalten von der Schwerkraft und mitgerissen von den Massen und Strömen, von Moden und Trends, von Ideen, Religionen und ihren Verkündern, angetrieben von purem Überlebenswillen, von meinen Begierden und Süchten, Wünschen und Träumen … Ich kann die Welt nicht ändern, aber ich kann auch nicht wegsehen. Darüber schreibe ich: Vom nicht weg sehen können, von meiner Ohnmacht, von der Schwere in mir, von den eigenen Wünschen und meiner Einsamkeit.
Die meisten Fußballspieler bei der WM sind hochdotierte Stars. Sie verdienen an einem Tag mehr als ein einfacher Arbeiter in einem ganzen Jahr. Wie wäre es, wenn sie ihre ganzen Zusatzeinnahmen von der WM in einen Topf gäben und sie für die Ärmsten der Armen in Brasilien spendeten? Der Weltmeister, der morgen Abend ermittelt wird, könnte mit großzügiger Geste vorangehen. Das wäre wahrhaft weltmeisterlich.
Ich möchte ja so gerne an das Gute im Menschen glauben.