Aktion Elternhaus
Eigentlich wollte ich nur die Teppiche und ein bisschen Krimskrams holen. Ich mietete einen Kleintransporter, und eine alte Freundin fuhr mich. Sie hatte den Vorschlag gemacht, weil ich ihr angeboten hatte, dass sie sich mitnehmen dürfe, was sie wolle (außer einigen Dingen, welche sich die Verwandtschaft reserviert hatte). Ich wusste, dass sie scharf auf Krempel aller Art war. Aber ich stellte mir nicht vor, dass es so viel werden würde. Ich blieb bei meinen paar Sachen, während sie fast in alle Löcher schaute und ständig lapidar meinte: „Nehme ich mit, nehme ich auch mit …, bevor`s ein anderer kriegt.“ Sie forschte stundenlang herum. Derweil knallte die Sonne auf das Elternhaus – die Hitze war kaum auszuhalten. Ich war genervt – auf der anderen Seite freute es mich, dass sie so viel brauchen konnte. Der Transporter war für 24 Stunden gemietet. Ich hätte wissen müssen, dass es bei ihr mal wieder ausartet. (Sowieso ist sie eine ziemlich anstrengende Person.)
Als wir am nächsten Morgen abfuhren, war der Transporter beinahe voll geladen. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen beim Be- und Entladen. Die heiße Luft erschlug einen fast. Als der Wagen endlich wieder bei der Autovermietung stand, fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Die Aktion, die zur echten Nervenprobe für mich wurde, war ohne Blessuren oder andere üble Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Erschöpft machten wir uns auf den Nachhauseweg, nicht ohne vorher darauf anzustoßen. Ich hatte wirklich nicht gedacht, dass die Sache Umzugsdimensionen annehmen würde; und ich frage mich, wie meine alte Freundin den ganzen Krempel in ihrer kleinen Wohnung unterbringen will.
Für mich waren die zwei Tage außerdem eine unmittelbare Konfrontation mit den verstorbenen Eltern und vielen Erinnerungen. Es war sozusagen aktive Trauerarbeit.
bonanzaMARGOT
- 20. Jun. 13, 09:09
- Die Arschwischmaschine hat frei