Dienstag, 27. März 2018

Deckel drauf, und gut ist


Also, ich wäre bereit fürs Jüngste Gericht. Wozu noch warten. Dann haben wir`s wenigstens hinter uns. Die Sache liegt doch klar auf der Hand. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die Menschheit das 21. Jahrhundert überlebte. Die Zeichen stehen schon lange auf Sturm. Es ist nur noch die Frage, wann es passiert. Und wie.
Von mir aus gleich. Ich habe nichts vor. Ob ich noch ein paar Tumorfälle mehr oder weniger dokumentiere, dürfte egal sein. Ich hänge nicht an diesem Job. Manchmal denke ich, die haben`s wenigstens hinter sich, also die mit metastasiertem Lungenkarzinom zum Beispiel. Zuletzt dokumentierte ich davon eine Menge aus Klinikberichten. Diese Menschen, von denen ich sonst nichts weiß – einige sind nicht älter als ich. Ich dokumentiere ihren Leidensweg von Operationen, Chemo- und Strahlentherapien. Ein Leidensweg, der sich über Monate oder gar Jahre erstreckt. Der Tumor wird besiegt – Vollremission, und eine unbestimmte Zeitspanne später das Rezidiv…
Was für eine scheiß Welt, denke ich, warum geht sie nicht endlich unter… mit Katz und Maus. Dann wäre Ruhe. Wozu sich dieses Elend noch länger anschauen, wenn man weiß, worauf es unweigerlich hinausläuft. Ja, ich weiß, da ist noch die Liebe. Eine Hoffnung. Darum leben wir doch. Nur für die Liebe. Oder? Das mit dem Geld ist eine dumme Ersatzbefriedigung. Beziehungsweise ein Mittel zum Zweck. Wie die Macht. Einer muss schließlich das Sagen haben. Kann der letzte Depp sein, egal. Alles würde sonst in seine Einzelteile zerfallen. Anarchie ist Utopie. Wir sind nicht Gott, auch wenn wir auf der Erde Gott spielen.
Also. Deckel drauf. Am Besten gleich und radikal.

Samstag, 24. März 2018

Auslese


Jeder kennt das: dann und wann muss man ausmisten, sonst erstickt man in den Dingen, die sich mit den Jahren ansammelten. Eine Form der natürlichen Auslese. Nicht alles kann einen bis in die Gegenwart begleiten. Einige Sachen halten sich jedoch hartnäckig über die Jahrzehnte. Ganz unterschiedliche Objekte können das sein: Geschirr, alte Geschenke, Vasen (die keiner braucht), Bilder (Skulpturen), Möbel, manche Kleidungsstücke (alte Socken), Pflanzen…
Ich marschiere durch die Wohnung, die ich erst seit Kurzem meine Wohnung nennen kann, und begutachte all die Einrichtungsgegenstände und Dinge um mich herum – welche davon werden mich in meine Zukunft begleiten?
Einige ganz alte Sachen berühre ich liebevoll. Sie spenden mir Trost.

Marmelade


Ich packe ihre verbliebenen Sachen in Tüten und stelle sie in den toten Winkel hinter die Zimmertür. Unser Kontakt beschränkt sich auf WhatsApp. Ich schrieb ihr, dass ich das alles ungeheuer traurig und frustrierend finde. Sie erwiderte: „… frustrierend ist, wenn die Situation nicht geändert wird.“
Ich nutze die Gelegenheit zum Ausmisten und räume ein paar Möbel um. Überall ist nun etwas mehr Platz. Das sind die Zeitpunkte, wo man den Drang verspürt, zum Frisör zu gehen, - irgendetwas total zu verändern. Ich erinnere mich, dass ich mir damals nach der Trennung von einer großen Liebe die Haare karottenrot färbte…. Nein, diesen Drang verspüre ich diesmal nicht. Die Wildheit ließ mit den Jahren nach. Wobei aber genug Blödsinn im Kopf übrig ist. Was hat man sonst vom Leben?

Im Kühlschrank stehen noch angebrochene Marmeladegläser von ihr (Erdbeer und Quitten). Ich esse keine Marmelade.

Donnerstag, 22. März 2018

Kurz bevor ich los muss


Was, wenn die Erde bereits lange unter der Kontrolle von Außerirdischen steht? Ich stelle mir eine uns himmelhoch überlegene Alien-Zivilisation vor, welche sich Planeten aussucht, um darauf Leben nach ihrem Gutdünken zu züchten, zu unterstützen oder zu vernichten – je nach Zweckdienlichkeit.
Im Folgenden einige Szenarien:
1) Das Beeinflussen und Beobachten von Leben und Evolution aus Forschungszwecken.
2) Da davon auszugehen ist, dass uns überlegene Aliens wie wir Predatoren sind: das Heranzüchten und Mästen einer ausgewählten Spezies als Nahrungsreservoir, um diese zu einem gegebenen Zeitpunkt abzuernten.
3) Die Unterstützung der Entwicklung intelligenten Lebens, um das Endprodukt zu unterjochen und damit die Milchstraße zu besiedeln - also nichts anderes als die Sklaverei, die wir aus unserer eigenen Geschichte kennen, eben im galaktischen Maßstab.
4) Unwahrscheinlich aber möglich: die Aliens sind hochentwickelte Bonobos. Dann beobachten sie uns nur und wollen eigentlich unser Bestes. Ab und zu landen sie allerdings mit ihren Untertassen und ficken alles, was ihnen vor die Flinte läuft.

Scheiße, schon 6 Uhr. Der Arbeitstag ruft. Nur das noch: So viel schlimmer als wir können die Aliens auch nicht sein…

Mittwoch, 21. März 2018

Mittwochs-Mahnung


Letztes männliches Nördliches Breitmaulnashorn der Welt gestorben.

Siebeneinhalb Milliarden Menschen schauen zu. Eine Tierart mehr oder weniger - was macht das schon.

Sonntag, 18. März 2018

TV-Tipp

"Interstellar", 20 Uhr 15, Pro 7

Aussprache


Ein eisiger Wind wehte durch die Straßen. Es war sprichwörtlich arschkalt. 10 Minuten mit dem Fahrrad, wobei ich davon die längste Zeit an den Fußgängerampeln stand. Das Alt-Bayern liegt gegenüber den Potsdamer Platz Arkaden. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit sitzt es sich dort gut auf der langen Terrasse. Ich traf einige Minuten vor der verabredeten Zeit ein und bestellte mir schon mal ein großes Helles. „Einen Liter?“ fragte die Bedienung, ein junger Mann ausländischer Herkunft. Ich blickte ihn verdutzt an und belehrte ihn freundlich: „In Deutschland ist ein großes Bier immer ein halber Liter. Wollte ich einen Liter, würde ich eine Maß bestellen.“
O. kam pünktlich. Ihr Anblick munterte mich auf. Wann hatten wir uns überhaupt das letzte Mal gesehen? Wir ließen es langsam angehen, wärmten uns erstmal auf. Schließlich begann sie, mir ihre Sicht der Dinge zu schildern. Danach war ich dran. Es wurde sehr emotional – aber im positiven Sinne. Die Aussprache wirkte befreiend. Jeder hatte bis dato eine große Last mit sich herumgeschleppt. „Ich hatte Angst davor, wie du reagieren würdest“, sagte sie. „Ich hatte auch Angst vor dem Treffen.“ Unsere Hände trafen sich auf der Tischmitte.
Wir verbrachten noch einen wunderschönen Nachmittag mit Einkaufen und Kino. „Arthur & Claire“ lief im Cinemaxx. Der Film setzte unserer ohnehin sentimentalen Stimmung die Krone auf.
Danach kam sie noch mit zu mir. Schon komisch, das so zu sagen, und auch traurig, war das doch bis vor kurzem unsere gemeinsame Wohnung. O. kochte für uns. Es gab gute Pasta und Lachs. Nach dem Essen waren wir beide müde. Der emotionale Nachmittag musste erstmal verdaut werden. O. packte noch ein paar Sachen zusammen und bestellte sich ein Taxi nach Hause. Ihre Adresse ist jetzt Prenzlauer Berg.

Samstag, 17. März 2018

Südlicher als der Südpol


Südlicher als der Südpol geht nicht. Stephen Hawking hat recht. Es kann kein Vorher geben, wenn die Raumzeit aus dem Nichts heraus startete. Ebenso verhält es sich mit unserem Leben. Vorher gab es mich nicht, und danach wird es mich nicht geben. Ich komme aus dem Nichts und gehe dahin zurück... Ich habe ein gutes Verhältnis zum Nichts. Wenn ich mir überlege, mit wieviel nichtigen Dingen ich mich Tag für Tag beschäftigen muss. Dann doch lieber gar nichts tun. Ich liebe es, einfach nur rumzusitzen und mir Gedanken um nichts zu machen. Ich sehe das als eine Form der Emanzipation von den Automatismen, Selbstverständlichkeiten und Traditionen an, in denen wir alle wie in einem Sumpf feststecken. Viele merken das gar nicht, oder wollen es nicht wahrhaben. Ihr Interesse an unabhängiger geistiger Erkenntnis hält sich in Grenzen. Schade, denn ich mag Diskussionen mit Menschen, die ihren eigenen Kopf haben.
Ich weiß, viele behaupten, einen eigenen Kopf zu haben, sind aber bei genauerer Prüfung (eingebildete) Blödiane und ziemlich weit davon entfernt. Zu dieser Gruppe gehöre ich hoffentlich nicht (- mit der Selbsteinschätzung ist das bekanntlich so eine Sache).

Heute Mittag zur Aussprache mit O. verabredet. Am Potsdamer Platz in einer Gaststätte. Süffiges bayrisches Bier gibt`s, und vor allem hat man seine Ruhe. Es war mein Wunsch. Ich will endlich wissen, woran ich bin. Eine vierjährige Beziehung schüttet man nicht einfach wie eine abgelaufene Konserve ins Klo.
Ganz schön bitter das Ganze. Große Hoffnung hege ich keine. Aber es wäre gut, wenn sie mir ihre Beweggründe näher erläuterte. Auch will ich gern wissen, wie sie sich die Beziehung zu mir unter den neuen Gegebenheiten vorstellt.

Warum platzt das ganze Universum nicht einfach wie eine Seifenblase? Warum muss sich alles endlos wiederholen? Auch die Varianten leiern sich mit der Zeit aus. Wozu so viele Tage/Jahre leben, wenn man den Unsinn in einer einzigen hellen Sekunde erfassen kann?

Ich frage mich, wie O. mich lieben konnte.

Freitag, 16. März 2018

TV-Tipp

"Beware of Mr. Baker" (Musik-Doku), 21 Uhr 45, Arte

Donnerstag, 15. März 2018

I remember Stephen Hawking

Die Welt ist um einen großen Geist und genialen Physiker ärmer.
Ich stelle mir vor, wie er den Kosmos rockt...

Stephen Hawking verstarb gestern im Alter von 76 Jahren.

ein literarisches Tagebuch

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